Fontane

Theodor Fontane (1819 – 1898), einer der großen europäischen Schriftsteller, hat sich eingehend mit der Familie von Bredow beschäftigt.

Die ersten Berührungspunkte mit der Familie hatte Fontane durch die Arbeit an seinem fünfbändigen Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Ab 1859 bereiste er immer wieder zu Fuß, mit der Kutsche oder mit der Eisenbahn verschiedene Regionen der Mark. Er beobachtete und beschrieb ausführlich die märkische Landschaft. Dabei ging er detailliert auf historische Gegebenheiten ein. Aber auch die dort ansässigen Menschen fanden in eindrucksvollen Charakterstudien Eingang in die Reisebeschreibungen.

Fontane führte Gespräche mit Menschen aller Gesellschaftsschichten, besuchte Orte, Schlösser, Herrenhäuser, Kirchen und Klöster. Er studierte Kirchenbücher, Romane, Memoiren, Sagen und Legenden sowie die Familienarchive, die er auf den Gütern einsehen konnte. Besonders die kleinen Dinge und die verborgenen Schönheiten der märkischen Landschaft sind in den Wanderungen festgehalten. Aus diesen Erkenntnissen schöpfte Fontane zudem den Stoff für seine Gedichte und Romane.

Die Veröffentlichungen der “Wanderungen” waren 1889 mit dem fünften Band abgeschlossen.

Die Bredows erscheinen mir in ihrer Eigenart von Schlichtheit, Treue, Sesshaftigkeit, in ihrem offenbaren durch alle Zeiten sich hinziehenden Bestreben, nichts weiter als eine alte freie Familie sein zu wollen, als die märkischste aller märkischen Familien.”

(Theodor Fontane)

Obwohl Fontane in späteren Jahren konstatierte, er habe bereits zu Beginn seiner Wanderungen eine Sehnsucht verspürt, die Bredows kennen zu lernen, hat er jedoch die Familie in seiner Arbeit 30 Jahre lang nicht berücksichtigt. So kommen die Bredows in den fünf Bänden der Wanderungen nahezu nicht vor.

Nach Fontanes eigener Aussage sei er einerseits nicht dazu gekommen, sich mit den Bredows zu befassen. Andererseits hatte er das Gefühl, der Familie fehle ein besonderes “Einzel-Individuum“, sodass er, wenn er sich mit den Bredows beschäftigen würde, die Familie als Ganzes bearbeiten müsse, was eine große und umfangreiche Arbeit bedeutet hätte.

Die letzte märkische Aufgabe, zugleich die “märkischste”

Nach Erscheinen des fünften Bandes 1889 setzte Fontane die Arbeit an den Wanderungen fort. Zu weiteren Veröffentlichungen kam es jedoch nicht mehr. Seinem Verleger Wilhelm Hertz schrieb er, dass er nach langen Vorarbeiten eine Darstellung nur des Ländchens Friesack und der Familie von Bredow plane, sein “Sehnsuchtsbuch”, wie er es nannte.

Das Ländchen Friesack und die Bredows

1. Kritik an den Wanderungen

Bei aller Anerkennung für die Wanderungen hatte es auch kritische Stimmen gegeben, die das Werk als zu wenig historisch-wissenschaftlich bezeichneten. Fontane hatte dem widersprochen, da es nicht seine Absicht gewesen sei, als Historiker aufzutreten. Außerdem wäre eine historische Arbeit in diesem Umfang gar nicht möglich gewesen.

Doch die Kritik ließ ihn letztlich nicht los, und so überlegte er, welchen Stoff er, wie gefordert, historisch gründlich bearbeiten könnte. Er entschied sich für das Ländchen Friesack in Verbindung mit den dort seit Jahrhunderten ansässigen Bredows. Das Ländchen Friesack bot sich auch wegen seiner räumlichen Begrenzung und der Rolle, die Friesack und die Bredows bei der Etablierung der Hohenzollern gespielt hatten, für Fontanes Vorhaben eines fundierten historischen Werks an.


2. Ein lange gehegtes Vorhaben

Auch für dieses Projekt, das den Titel “Das Ländchen Friesack und die Bredows” tragen sollte, sammelte Fontane in bewährter Weise bei mehreren Reisen in die Dörfer des Ländchens akribisch Material.

Er besuchte die Bredowschen Güter und erhielt Einblick in deren Gutsarchive. Alle Dokumente der Familie und der Güter waren über Jahrhunderte in diesen Archiven gesammelt worden. Er sah die Kirchenbücher ein und konnte die bereits vorhandenen Bände I und III der Familiengeschichte des Grafen Bredow-Liepe für seine Arbeit nutzen. Zudem sprach er mit Pfarrern, Lehrern, Gutsangestellten, Dorfbewohnern und natürlich mit den Bredowschen Gutsbesitzern. Ausgiebig besichtigte er die Gutshäuser, Kirchen und Friedhöfe.

3. materialzusammenstellung

Als Grundlage für eine systematische Ausarbeitung legte Fontane eine umfangreiche, teils unstrukturierte Material- und Informationssammlung an. Diese Sammlung enthält zu Beginn Informationen zur allgemeinen Geschichte des Ländchens und zu den Sagen über die Bredows. Es folgen detaillierte Angaben zur Familiengeschichte der Bredows und zu den Lebensläufen vieler Familienmitglieder im historischen Kontext.

Überdies beschreibt Fontane die Herrenhäuser und ihre Inneneinrichtungen sowie die Kirchen und deren Ausstattungen. Für die Familie ist der Entwurf insofern von großer Bedeutung, als er viele familiäre Begebenheiten und vor allem die Innenausstattungen der Gutshäuser beschreibt, die 1945 alle verloren gingen und von denen wir sonst kaum Kenntnis haben.

Die Familiengeschichte selbst wurde bereits vorher von Graf Bredow-Liepe ausführlich dargestellt. Allerdings ist dieses Werk überaus umfangreich, sehr wissenschaftlich, genauer gesagt juristisch geschrieben und schwer zu lesen. Eine übersichtliche Zusammenfassung aus der Hand des großen Dichters wäre mit Sicherheit ein wunderbares und lesenswertes Werk über die Familie geworden.

4. Es bleibt beim Entwurf

Das Projekt beschäftigte Fontane in seinem letzten Lebensjahrzehnt so sehr, dass er seinen zahlreichen Briefpartnern regelmäßig davon berichtete. Noch drei Tage vor seinem Tod erklärte er, das Buch schreiben zu wollen.

Immer wieder brach er die Arbeit an dem Buch ab und erklärte mehrfach, dass er es nicht vollenden werde. Als Grund gab er unter anderem sein Alter an. Später nannte er auch finanzielle Erwägungen, da die Einnahmen aus dem Buch wohl zu gering gewesen wären. Das hätte er aber nach eigenem Bekunden auf sich genommen, wenn er bei den Bredows auf mehr Gegenliebe gestoßen wäre.
Enttäuscht notierte er: “Alle waren freundlich, liebenswürdig, verbindlich, aber es mischte sich eine gewisse Verlegenheit ein, und der Gesamteindruck war der einer gewissen Flaute. Aber die Landiner Bredows waren eine Ausnahme”.

Der Entwurf des Bredow-Buchs wurde zusammen mit anderen, bis dahin unveröffentlichten Fragmenten, erst 1991 publiziert.

“Im Herzen von Mark Brandenburg liegt das Havelland und im Herzen des Havellands liegt das Ländchen Friesack, Ein Kern im Kern.”

(Theodor Fontane)

Wilhelm von Bredow-Stechow erfuhr von Fontanes Arbeit am Bredow-Buch durch den Pastor in Kriele, den Fontane bei seinen Besuchen in Landin mehrfach aufsuchte. So wandte er sich 1924 an Fontanes Sohn Friedrich. Der sparsame Fontane hatte den Entwurf auf die Rückseite anderer Arbeiten geschrieben, so dass die Familie das Material abschreiben ließ. Es kamen 130 Schreibmaschinenseiten zusammen. Diese konnten 1945 in den Westen gerettet werden.

Rede von Dr. Henning von Koss auf dem Familientag 1961 mit dem Titel: “Fontane und die Bredows”. (Seite 4 ist leider verloren gegangen).

Gedanken zum Bredow-Buch

Fontanes Sammlung für das geplante Buch “Das Ländchen Friesack und die Bredows” zeichnet sich durch eine Fülle von Material aus, das mit großer Akribie zusammengetragen wurde. Die Sammlung ist sehr fundiert, umfassend und inhaltsreich, auch wenn sie eine ganze Reihe von Ungenauigkeiten enthält. Die Familiengeschichte der Bredows ist äußerst umfangreich und komplex. Das liegt an der großen Zahl der Familienmitglieder und der von ihnen besessenen zahlreichen Güter über so viele Jahrhunderte hinweg. Fontanes Materialsammlung lässt erkennen, wie gründlich und tiefgreifend er sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat und welch fundiertes Wissen er sich darüber aneignete.

Dank der unermüdlichen Arbeit des Grafen Bredow-Liepe an seiner dreibändigen Familiengeschichte konnte Fontane auf eine schier unerschöpfliche Fülle von Informationen zurückgreifen. Dies mag auch einer der Gründe gewesen sein, warum er das Buch letztlich nicht verfasste. Sein Ziel war eine historisch fundierte, übersichtliche Zusammenfassung der Geschichte des Ländchens Friesack und der Bredows. Die Vielfältigkeit und Informationsfülle der Familiengeschichte vor dem Hintergrund der komplexen brandenburgischen Geschichte, insbesondere der des ausgehenden Mittelalters, wäre bei Fontanes historisch-wissenschaftlichem Anspruchs an das Buch sehr herausfordernd gewesen und hätte einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand bedeutet. Schon die Materialsammlung lässt erkennen, wie sehr sich Fontane bemüht hat, alle Informationen über die Familie zu erfassen und zu systematisieren. So mag auch das gesteckte Ziel, ein sehr detailliertes, äußerst umfangreiches und historisch tiefgründiges Buch zu schreiben, auch angesichts Fontanes Alters, zu hoch gewesen sein.

Für die Familie ist es sehr bedauerlich, dass Fontane das Buch nicht vollendet hat. Das Werk eines so großen Dichters wäre eine wunderbare Darstellung der Familiengeschichte geworden und hätte die Geschichte der Familie von Bredow, die durch Fontanes literarische Bedeutung die Zeit überdauert hätte, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. So ist es schade, dass die damaligen Familienmitglieder die Bedeutung des Buchs nicht zu würdigen wussten.
Fontanes Frustration über das mangelnde Interesse der Bredows erscheint plausibel. Einerseits war es ein gewisses Familienprinzip, sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Daher mag auch der falsche Eindruck Fontanes entstanden sein, die Familie habe kein besonderes Einzel-Individuum hervorgebracht. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Es gibt sehr viele Familienmitglieder, die sich in der brandenburgisch-preußischen Geschichte besonders hervorgetan haben. Sie sind nur in Vergessenheit geraten, zumal die Familie nie das Bestreben hatte, ihre Leistungen in den Vordergrund zu stellen. Außerdem lebten viele der bedeutendsten Familienmitglieder in den frühen Jahrhunderten der brandenburgischen Geschichte, sodass man sich in späteren Zeiten kaum für sie interessierte.

Die Bredows waren sich selbst genug und lebten im Bewusstsein der eigenen familiären Bedeutung, die man nicht nach außen kehren wollte, da man sie als selbstverständlich ansah. In Bezug auf das Fontane-Buch kommt noch hinzu, dass sich die meisten männlichen Mitglieder der Familie nicht durch ein größeres Interesse an den Geisteswissenschaften auszeichneten. Unter den Frauen war das Interesse an Literatur sicher oft größer, aber Fontanes Wanderungen richteten sich generell eher an eine männliche Leserschaft.

Ein anderer schrieb das Bredow-Buch dann doch

Dr. Henning von Koss (1888 – 1976), verheiratet mit einer Tochter aus dem Haus Vietznitz, setzte das Vorhaben Fontanes teilweise nach dem 2. Weltkrieg um. Unter dem von Fontane geplanten Titel verfasste er ein Buch in dem er den Leser auf eine unterhaltsame, kurzweilige, historisch fundierte aber auch amüsante Zeitreise zu den Bredows im Ländchen Friesack mitnimmt. Als Quelle diente ihm u.a. die dreibändige Familiengeschichte wie auch die Erzählungen der Familienmitglieder.

Im Gegensatz zu Fontane hatte Koss einen begrenzten historischen Anspruch, so dass das Buch eine heitere und flüssig zu lesende aber trotzdem historisch fundierte Lektüre ist.

Fontane.Rad

Mit der Fontane Radroute kann man die havelländischen Spuren Fontanes, die Orte und Landschaften, die er in seinen Wanderungen beschreibt, besuchen.

Entweder man wählt die Gesamtroute mit acht Tagesetappen oder man fährt einzelne Tagesetappen. Die Tagesetappe 6 führt durch das Ländchen Friesack, entlang der dortigen ehemaligen Bredowschen Güter Senzke, Wagenitz, Haage, Görne und Kleßen.

Fontane-Wanderwege in Brandenburg


Es gibt sechs ausgeschilderte Fontane-Wanderwege, auf denen man den Spuren des Dichters folgen kann. Eine private Zusammenstellung dieser Wege findet man durch das obige Icon.

Weitere Informationen zu den Fontane-Wanderwegen sind auf der Webseite
Reiseland Brandenburg.

Auf dieser Seite sind zudem zahlreiche Informationen über Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten, die in Verbindung mit Fontane stehen.

Darüber hinaus findet man auf dieser Webseite unzählige touristische Anregungen und Angebote für Brandenburg.

Zitate Fontanes über die Bredows

Fontane über das Verhältnis der Bredowschen Gutsbesitzer zu ihren Arbeitern:
“Rücksichtsvolle Behandlung ihrer Leute, überhaupt ein hervorragender Zug auf diesen märkischen Gütern aus Humanität und Klugheit und Durchdrungenen von einem allgemeinen guten respektablen Menschentum.”

“Mich in ihre so sympathische Art vertiefen zu können, von ihnen erzählen zu können, schien mir in hohem Maße begehrenswert.”

“Die dreizehner Landwehrfahne der alte von Bredow trug.”
(aus Adelig Begräbnis)

“1889 erfüllte sich mir ein lang gehegter Wunsch, der Wunsch einer Annäherung an die Familie von Bredow. ……..empfand ich eine Sehnsucht, die Bredows kennen zu lernen.

Über die dreibändige Familiengeschichte:
“Es ist in der Tat ein so großes und umfassendes Werk, wie sich dessen wenige Adelsfamilien rühmen können…..Es ist aus einer Gesinnung und aus dem Herzen heraus geschrieben, so dass man beständig in Respekt bleibt.”

“Das Ländchen Friesack und die Bredows ist beinahe identisch.

Fontane in Landin

Während seiner Aufenthalte im Ländchen Friesack zur Recherche für das geplante Bredow-Buch weilte Fontane mehrfach in Landin und besuchte von dort aus die umliegenden Güter. Landin war damals im Besitz des Ritterschaftsdirektors Max von Bredow, den Fontane angeschrieben hatte mit der Bitte, in Landin logieren zu dürfen. Daraus entwickelte sich ein reger Briefwechsel zwischen Fontane und der Ehefrau des Gutsbesitzers, Eugenie von Bredow, geb. Gräfin v. Schwerin-Wildenhoff. Aber auch mit Max von Bredow korrespondierte Fontane einige Male und er traf sich auch mit ihm in Berlin.

Max von Bredow-Landin
Brief Fontanes an Eugenie von Bredow
01.08.1898

Effi Briest in Stechow

Fontanes Roman Effi Briest beruht zu weiten Teilen auf der wahren Lebensgeschichte der Elisabeth Edle und Freiin von Plotho, verh. von Ardenne. Die Verlobung von Elisabeth von Plotho mit Armand von Ardenne wurde am 07.02.1871 in Stechow gefeiert. Armand von Ardenne war zu dieser Zeit im zu Stechow benachbarten Rathenow als Zieten-Husar stationiert. Ida von Bredow, geb. von Welling, die Ehefrau des Stechower Gutsbesitzers Hans Christoph Hermann von Bredow, war die Tante Elisabeths. Ida war die Schwester von Elisabeths Mutter Maria von Plotho, geb. von Welling.

Nach der Affäre verbrachte Elisabeth einige Zeit in Stechow, v.a., da sie ein enges Verhältnis zu ihrer Cousine, die wie die Mutter auch Ida von Bredow hieß, hatte.

Im Gegensatz zu Effis tragischem Schicksal nahm Elisabeth von Ardenne ihr Leben nach der Affäre selbstbestimmt in die Hand und wurde 98 Jahre alt.

Elisabeths Bruder Wolfgang Edler Herr und Freiherr von Plotho auf Zerben war wiederum mit Bernhardine Johanne Elly von Bredow-Briesen, einer Tochter des Mars-La-Tour Generals verheiratet.

Hoppenrade

Der 1889 erschienen fünfte (Ergänzungs-) Band der “Wanderungen” mit dem Titel Fünf Schlösser behandelt Quitzöbel (Prignitz), Plaue/Havel, Hoppenrade (Löwenberg Land), Liebenberg (Löwenberger Land) und Dreilinden.

Wie Fontane selbst bemerkte, handelte es sich nur bei Plaue tatsächlich um ein Schloss, die anderen waren Gutshäuser, auch als Herrenhäuser bezeichnet.

Erneut erzählt Fontane Geschichte anhand von Geschichten über Menschen, die in diesem Fall mit den “Schlössern” in Verbindung standen. Fontane berichtet uns so in Auszügen auch Historisches.

Er erwähnt die Bredows in den Ausführungen zu Plaue und Liebenberg gar nicht, da sie für seine Erzählung nicht relevant waren, obwohl Liebenberg immerhin von 1460 bis 1652 in Familienbesitz gewesen ist.

Bei Hoppenrade berichtet er jedoch im 2. Kapitel über die letzten Bredowschen Eigentümer, da dies für die weitere Erzählung grundlegend ist.
Seine Erzählung zu Hoppenrade handelt von der “Krautentochter”, der Cousine der beiden letzten Bredowschen Eigentümer von Hoppenrade. Deren kurioses Leben hätte auch einen guten Stoff für einen Roman Fontanes gegeben und wäre auch heute noch eine Verfilmung wert.

Fontane und der Adel

Auch wenn der Adel in Fontanes Werk allgegenwärtig ist, er ihm Sympathie entgegen zu bringen scheint und er selbst die Nähe zum Adel suchte, so ist doch die Kritik am Adel bei Fontane auch allgegenwärtig und sehr ausgeprägt. Sowohl in seinen Romanen und sonstigen Veröffentlichungen, als auch in seinen Notizen und Briefen findet sich eine oft sehr deutlich Kritik am Adel. Auch wenn Fontane “entzückende Einzelexemplare” sah, so war ihm der Junker unerträglich und er sah die Schicht als “aussterbereif”.

Dies mag den Bredows, die nach Fontanes Aussage wenig Interesse an einer literarischen Aufarbeitung ihrer Geschichte durch ihn zeigten, wahrscheinlich bewusst gewesen sein, was ein möglicher Grund für ihre Zurückhaltung gewesen sein mag.

Im Entwurf für das Bredow-Buch äußert sich Fontane über Graf Bredow-Liepe, den Verfasser der Familiengeschichte in nicht sehr freundlicher Weise insofern, “dass man bei dessen körperlicher Statur an ein “Zurückgehen” denken müsse, vergleiche man ihn mit seinem Vorfahren Hasso von Bredow”.

Das Votivgemälde in Wagenitz

Etwas anekdotisch ist die Beurteilung der Inschrift auf dem Votivgemälde in der Wagenitzer Kirche durch Fontane:

“Die Verse darunter sind unerquicklich schwülstig, halb unverständlich und extra- vagant …… Ich kann mir kaum denken, dass dies jemals christliche Anschauung gewesen sei und sehe in diesen Zeilen nur eine stake licentia poetica eines Dichters, der es durch Übertreibung zwingen will.”

Fontane übersieht, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Bibelzitat handelt. Die Textstelle der Bibel steht sogar unter dem Vers.
Fontane scheint nicht berücksichtigt zu haben, dass sich der Zeitgeschmack und die Bibelübersetzungen stark verändert hatten. In alten Bibelübersetzungen ist der Vers nahezu mit dem auf dem Votivgemälde identisch.

Hans Christoph I. von Bredow & Barbara von Görne
mit ihren Kindern
Adele Elisa Gräfin von Bredow
Adeles Grab in Görne

Adele Elisa Gräfin von Bredow-Görne, geb. von Gansauge, widmete sich mit großer Schaffenskraft der Dichtkunst. So lud sie den großen Dichter Fontane nach Görne ein, wohl um mit einem, wie sie annahm, Gleichgesinnten zu sprechen und sie schickte ihm zahlreiche Briefe. Fontane, der mit der Gräfin gut bekannt war, machte sich in seinen Briefen an andere allerdings ein wenig über die Gräfin und ihre schöpferischen Ambitionen lustig.

Auch wenn Kunst immer Geschmacksache ist, so fand die Dichtkunst der Gräfin allgemein wenig Anklang und Fontanes Sticheleien sind verständlich. Im Quitzow-Kurier Nr. 61 (März 2017) aus Friesack bemerkt der Autor des Artikels, welch Glück es für Fontane war, dass er seine Lästereien nicht öffentlich gemacht habe, denn für sein Bredow-Buch suchte er später den Kontakt zu den Görner Grafen. So verdanken wir Fontane eine gute Beschreibung des Interieurs des Görner Gutshauses.
(Siehe Quitzowkurier Nr. 61)

Adeles Grab befindet sich noch heute neben den Gräbern ihres Mannes Graf Otto und ihres Sohnes Graf Wilkin auf dem Dorffriedhof in Görne.