Die heute bekannte Geschichte der Familie von Bredow lässt sich bis in das Jahr 1251 zurückverfolgen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie in drei umfangreichen Bänden sehr ausführlich dokumentiert. Darin enthalten sind die Lebensläufe der Familienmitglieder, je nach Quellenlage teils knapp, oft sehr ausführlich und in vielen Fällen sogar über mehrere Seiten hinweg. Dies erlaubt zudem Rückschlüsse auf die Entwicklung des Grundbesitzes der Familie, insbesondere aus erbrechtlicher Perspektive.
Aufgrund des langen Zeitraums und der großen Anzahl an Familienmitgliedern kann die Familiengeschichte an dieser Stelle nur äußerst knapp zusammengefasst, wie auch die historischen Hintergründe nur vage angedeutet werden. Der vorliegende Text basiert auf der Vortragsreihe „Eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Familie von Bredow“ von D. von Bredow-Senzke.
Detaillierte Ausarbeitungen zu verschiedenen Themen rund um die Geschichte der Bredows finden sich auf der Webseite:
www.von-bredow-familiengeschichte.de
Anmerkung:
gen. bedeutet im Folgenden, dass das betreffende Familienmitglied zu diesem Zeitpunkt in einer historischen Quelle das erste Mal genannt wurde.
Exakte Lebensdaten, v.a. Geburtsdaten sind in den frühen Jahren der Familie meist nicht überliefert.
Herkunft
Die Herkunft der Familie ist bisher nicht eindeutig belegt. Es wird angenommen, dass Vorfahren der Bredows in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Vasallen des Grafen Albrecht von Ballenstedt (1100–1170), genannt der Bär, aus dem askanischen Geschlecht nach Brandenburg gekommen sein könnten. Albrecht der Bär wurde Markgraf von Brandenburg, nachdem er einen mehrjährigen Kampf gegen die damals in der Mark siedelnden slawischen Wenden geführt hatte.
Inzwischen lassen sich auf Basis verschiedener Indizien Rückschlüsse darauf ziehen, dass die Familie bereits vor den Eroberungszügen Albrechts in der Altmark ansässig war und dort möglicherweise über größeren Grundbesitz sowie Einfluss verfügte. In diesem Kontext taucht auch der Name de Monte auf.
Die bislang anerkannte These, die Bredows seien als Ministerialen (Dienstadelige) Albrechts aus den askanischen Landen, die sich vom östlichen Vorharz bis nach Anhalt erstreckten, ins Havelland gekommen, erweist sich bei näherer Betrachtung als reine Spekulation. Es bieten sich auch ganz andere Möglichkeiten der Herkunft an. So gibt es Verdachtsmomente für eine noch frühere Herkunft, möglicherweise aus dem heutigen Ostwestfalen.
Die Annahme, die Bredows hätten ihre Wurzeln im niederländischen Breda, die in zahlreichen Schriften Erwähnung findet, ist mit Sicherheit ins Reich der Fabeln zu verweisen.
Die Steighakenfamilie
Den roten Steighaken, auch Einholmleiter oder Sturmleiter genannt, der nicht mehr ist als eine Leiter, um eine Burgmauer zu erstürmen oder um Äpfel zu pflücken, führen noch weitere Familien in ihrem Wappenschild. In familiärem Zusammenhang mit den Bredows stehen mit größter Wahrscheinlichkeit folgende Familien, die den roten Steighaken auf silbernen Grund
ebenfalls führen:
von Falckenrehde
von Wanstorff
von Ramin
von Flatow
von Hakenberg
Eine derzeit sehr plausible Hypothese ist, dass die Bredows, wie die eben genannten Familien, ursprünglich zur Familie “von Hakenberg” gehörten. Der Ort Hakenberg liegt nicht weit vom Dorf Bredow entfernt und der Steighaken sowie der Name Hakenberg ergeben zusammen einen Sinn. Solche alten Wappen waren in Zeiten des Analphabetismus meist “sprechende Wappen“. Der Name und das Wappen standen in einem Zusammenhang:
Steighaken – Hakenberg.
Zusammen mit der Annahme, dass die Familie in der Altmark den Namen de Monte trug, erscheint der Name Hakenberg noch plausibler.
Damals bedeutet das an den Vornamen angehängte »von Bredow«, dass die Person aus dem Ort Bredow kam. Vor allem Grundbesitzer fügten diese Ortsbezeichnungen ihrem (Vor-) Namen hinzu. Zog man um, wechselte man die Ortsbezeichnung. So könnte möglicherweise aus einem Familienmitglied der Hakenbergs, das den Ort Bredow erwarb und dort hinzog, »ein Bredow geworden sein«, denn im Laufe der Zeit wurden aus den angehängten Ortsbezeichnungen oft Nachnamen. Feste Familiennamen erscheinen erst seit der Mitte des 13. Jh.
Der Adel einer ritterbürtigen Familie drückte sich im Wappenschild aus.
Der letzte gemeinsame Vorfahr aller Bredows – Mathias I.
Johanns Sohn Mathias I. (gen. 1307–1320) war der einzige Erbe der ausgedehnten Ländereien seines Vaters in Bredow. Das erste Mal hören wir von ihm 1307 als Träger des wichtigen Amts des Vogts zu Rathenow. Mathias war einer der angesehensten, wichtigsten, einflussreichsten und treusten Vasallen des letzten askanischen Markgrafen Waldemar. Er hielt sich regelmäßig in dessen Gefolge auf und erscheint in einer Vielzahl wichtiger Urkunden als Zeuge.
Mathias I. ist der Stammvater aller Bredows nach ihm bis heute.
Vier bemerkenswerte Brüder
Mathias I. hatte vier Söhne,
Peter, Köpke/Koppelin (heut Jakob), Mathias II. und Wilkin (heute Wilhelm).
Die vier Brüder waren nicht nur politisch geschickt und äußerst geschäftstüchtig, sie handelten auch stets in großer Eintracht und verwalteten unter anderem gemeinsam die wichtige Vogtei Spandau.
Sie gelangten zu großem Wohlstand und gewannen erheblichen landespolitischen Einfluss. Zudem waren sie ihrem Landesherrn gegenüber äußerst loyal. So konnten sie die Stellung und Bedeutung der Familie erheblich steigern. Vor allem Peter tat sich in der Landespolitik hervor.
Der Niedergang Brandenburgs
Die Askanier haben die Mark Brandenburg 200 Jahre lang zum Wohle des Landes regiert. In unruhigen Zeiten wehrten sie sich erfolgreich gegen innere und äußere Feinde, allen voran das Erzbistum Magdeburg. Nach dem Aussterben der Askanier 1319 erlebte die Mark Brandenburg Jahrzehnte des Niedergangs. Politische Wirren und die für die Mark unglückliche Politik des Nichtstuns der nachfolgenden Wittelsbacher führten dazu, dass die Stände, also Klerus, Adel und Städte bzw. deren Bürger, zunehmend die Macht im Land übernahmen. Dies führte zu einem Jahrhundert der Machtkämpfe, der Fehden, der Unsicherheit, der Rechtlosigkeit und des Zerfalls.
Die Askanier haben die Mark Brandenburg 200 Jahre lang zum Wohle des Landes regiert. In unruhigen Zeiten wehrten sie sich erfolgreich gegen innere und äußere Feinde, allen voran das Erzbistum Magdeburg. Nach dem Aussterben der Askanier 1319 erlebte die Mark Brandenburg Jahrzehnte des Niedergangs. Politische Wirren und die für die Mark unglückliche Politik des Nichtstuns der nachfolgenden Wittelsbacher führten dazu, dass die Stände, also Klerus, Adel und Städte bzw. deren Bürger, zunehmend die Macht im Land übernahmen. Dies führte zu einem Jahrhundert der Machtkämpfe, der Fehden, der Unsicherheit, der Rechtlosigkeit und des Zerfalls.
Das wichtigste Ereignis der Familiengeschichte
Die Belehnung mit der Stadt, dem Land und der Bug Friesack 1335
Die vier Bredow-Brüder hatten Ludwig I. von Bayern, Markgraf von Brandenburg der Jahre 1323 – 1351 den stattlichen Betrag von 3.200 Mark Silber vorgestreckt, den der Markgraf nicht zurückzahlen konnte oder vielleicht auch nicht zurückzahlen wollte. Das erscheint uns heute als nicht viel, war aber damals eine gewaltige Summe, denn es war reines Silber.
Am 5. Dezember 1335 erklärten sich die vier Brüder in einer Urkunde bereit, von dem verliehenen Betrag 700 Mark Silber »schwinden« zu lassen, also darauf zu verzichten. Für den Rest der Summe belehnte der Markgraf die Familie »zur ganzen Hand« (die Familie als Ganzes) mit »dem Haus (d. h. der Burg), der Stadt und dem Land Friesack« sowie mit dem Zootzen, damals ein sehr wertvoller Waldbesitz in der Nähe von Friesack.
Das Lehens umfasste den gesamte markgräflichen Besitz an Land, Gütern und Dörfern im Ländchen Friesack. Auch der Zootzen gehörte dazu, ein damals sehr wertvoller Waldbesitz nördlich von Friesack.
Die Bredows bekamen diesen umfangreichen Besitz gegen eine beträchtliche Zahlung gewissermaßen geliehen, durften ihn nutzen und die Einkünfte behalten. Im Gegenzug mussten sie dem Markgrafen als Vasallen dienen, ihn bei der Verwaltung des Landes unterstützen und mit ihm in die Schlacht ziehen. Es war also ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Der Landesherr konnte ein solches Lehen wieder entziehen, musste dann aber eine Ablösesumme zahlen.
Bis das Lehnsrecht zu Beginn des 18. Jahrhunderts abgeschafft wurde, spielte es eine große erbrechtliche Rolle. So war die Belehnung zur gesamten Hand von großer Bedeutung, um den Grundbesitz in der Gesamtfamilie zu halten. Gab es keinen männlichen Erben, hatten alle als lehnsberechtigt eingetragenen Vettern einer Stammlinie einen Erbanspruch.
Beim Verkauf von Grundbesitz hatten die lehnsberechtigten Vettern zudem eine Art Vorkaufsrecht bzw. -pflicht. So war sichergestellt, dass möglichst viele Güter im Familienbesitz blieben.
Schlossgesessen
Die Burg Friesack, eine sogenannte Niederungsburg, war eine der wenigen Steinburgen in Brandenburg. Sie wurde als Wasserburg errichtet und war besonders stark befestigt. Dadurch wurde sie zu einer der acht Festungen der Landesverteidigung und diente der Überwachung bedeutender Handelsrouten.
Die Belehnung mit dem umfangreichen, strategisch wichtigen und wertvollen Besitz rund um Friesack sowie der Besitz weiterer Burgen beweisen eindrucksvoll, wie bedeutend und einflussreich die Stellung der Bredows zu dieser Zeit gewesen ist. Sie zählten als Familie des niederen Adels nun zu den „Schlossgesessenen“, eine rasante Karriere, denn mit den Burgen verfügten sie über einen Besitz, der eigentlich dem Hochadel vorbehalten war.
Teilung des Besitzes 1354
Zunächst bewirtschafteten die vier Brüder ihren gesamten Besitz gemeinsam von Bredow aus, unter »gemeinsamem Rauch und Schmauch«, wie man das damals nannte. Aufgrund der Größe und räumlichen Ausdehnung des Besitzes entschlossen sie sich 1354 jedoch zu einer wirtschaftlichen Teilung
PETER
Peter und Wilkin teilten sich die Burg, die Stadt und das Ländchen Friesack.
Da die Nachkommen Wilkins schon in der Folgegeneration ausstarben, wurden Peters Nachkommen alleinige Besitzer des Friesacker Lehens.
Peter begründete
die
Stammlinie Friesack.
Mathias II.
Mathias erhielt die zahlreichen Besitzungen im Osthavelland, v.a. den mittlerweile sehr großen Besitz Bredow.
Mathias begründete die
Stammlinie Bredow.
KÖPKE
Köpke erhielt zunächst die Burg Altenplathow.
Brandenburg schloss einen Friedensvertrag mit dem Erzstift Magdeburg. Dadurch fiel Altenplathow 1335 an das Erzstift. Mit der Ablösesumme erwarb Köpke die Burg, die Stadt und das Land Kremmen.
Köpke begründete
die
Stammlinie Kremmen.
Spätmittelalterliche Krise
In der krisengeschüttelten Zeit des ausgehenden Mittelalters entwickelten sich in Brandenburg zum Teil anarchische und wirtschaftlich äußerst schwierige Verhältnisse. Die Luxemburger, die in der Zwischenzeit in den Besitz Brandenburgs gekommen waren, kümmerten sich wenig um das Wohlergehen des Landes. Die Steuern nahmen sie jedoch gern. Zudem entvölkerte die Pest die Region.
Die Stände, also auch der Adel, setzten alles daran, ihre Macht auszubauen, allen voran die Familie von Quitzow.
Man spricht daher auch von der Quitzow-Zeit. Vor allem die Brüder Dietrich und Johann von Quitzow machten als Raubritter der übelsten Sorte die Gegend unsicher. Sie plünderten, raubten und mordeten wie es ihnen gefiel. Die ohnehin schwache kurfürstliche Autorität missachteten sie völlig.
In vielen Veröffentlichungen werden die Bredows hier in einem Atemzug mit den Quitzows genannt, was Rechtsbruch, Untreue und Skrupellosigkeit betrifft. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Die Bredows respektierten weiterhin die kurfürstliche Autorität.
Auch äußere Feinde setzten Brandenburg massiv unter Druck, und der Missbrauch des Fehdewesens führte zu einem Zustand der Rechtlosigkeit.
Landeshauptmann Lippold von Bredow
Köpkes Sohn Lippold von Bredow (gen. 1369–1403) aus der Kremmener Stammlinie war einer der bedeutendsten und angesehensten Männer seiner Zeit in Brandenburg. Zunächst Marschall, wurde er unter Markgraf Sigismund Landeshauptmann der Mittelmark und damit Stellvertreter des Markgrafen. Da Sigismund meist nicht in Brandenburg weilte, führte Lippold dessen Amtsgeschäfte nahezu souverän. Den folgenden Zerfallsprozess konnte Lippold zwar aufhalten, doch fehlte ihm die markgräfliche Autorität, um den völligen Zerfall des Landes zu verhindern. Ihm gehörte neben Kremmen u. a. die mächtige Burg Plaue nahe der Stadt Brandenburg.
Nachdem Jobst von Mähren die Kurwürde in Brandenburg erlangt hatte, geriet Lippold mit ihm in einen erbitterten Streit. Jobst weigerte sich, die von Lippold vorgestreckten Kosten für die Landesverwaltung an diesen zurück zu zahlen.
Der Streit eskalierte und Lippold beging praktisch Landesverrat, indem er sich mit dem Erzstift Magdeburg, dem ärgsten Feind Brandenburgs verbündete.
Lippolds friedfertiger Vetter Hasso I. auf Burg Friesack war der Leidtragende. Er fühlte sich Lippold familiär verpflichtet und schloss sich ihm an. Das Ende vom Lied war, dass Hasso im Jahre 1400 die Burg Friesack an den Kurfürsten Jobst verlor. Sie wurde von den kurfürstlichen Truppen in einem Handstreich bei geöffnetem Burgtor eingenommen. Lippold sah ein, dass er nicht gewinnen konnte und zog sich nach Kremmen auf sein Altenteil zurück. Seine Tochter Agnes verheiratete er ausgerechnet mit Johann von Quitzow, einem der ärgsten Unruhestifter, und gab ihr die Burg Plaue als Mitgift mit. Für ihre Raubzüge und im Kampf gegen den Kurfürsten hatten die Quitzows damit einen wehrhaften Stützpunkt.
Fünf Jahre Quitzows auf Burg Friesack
Obwohl die Quitzows alles taten, um die kurfürstliche Macht weiter zu untergraben und nach wie vor plündernd und mordend durch das Land zogen, verkaufte ihnen Jobst von Mähren ausgerechnet die Burg Friesack. So hatten Johann und Dietrich von Quitzow mit den ehemaligen Bredow-Burgen Plaue und Friesack sichere Stützpunkte für ihre Raubzüge, zwischen denen sie hin und her pendelten. Hinter den dicken Burgmauern waren sie sicher. Einige wenige Bredows aus der Kremmener Stammlinie hatten sich zu dieser Zeit den Quitzows angeschlossen.
Brandenburg stand nun am Rande der Auflösung. Überall herrschte Anarchie.
Doch dann traten die Hohenzollern in Gestalt des Nürnberger Burggrafen Friedrich (um 1371-1440) auf den Plan. Dieser war 1411 vom Kaiser als Landeshauptmann von Brandenburg eingesetzt worden, um für Ordnung zu sorgen.
In zähem Ringen brachte dieser tatkräftige und gewissenhafte Mann den aufsässigen brandenburgischen Adel, vor allem die Quitzows, unter Kontrolle.
Viele Bredows gehörten zu den Ersten, die Friedrich die Treue schworen. Doch einige aus der Quitzow-Partei verweigerten Friedrich zunächst die Gefolgschaft. Bald aber schworen ihm alle Bredows die Treue und halfen ihm, die noch abtrünnigen Anhänger der Quitzow-Partei zu unterwerfen.
Friedrich von Hohenzollern
Friedrich griff mit harter Hand durch. Er zog mit einer geliehenen Donnerbüchse, also einer Kanone, nach Brandenburg. Diese erhielt den Namen “Faule Grete“, weil sie nur zwei Schüsse am Tag abfeuern konnte. Den Rest der Zeit musste sie abkühlen.
Im Februar 1414 zog Friedrich mit Soldaten und der Donnerbüchse über das zugefrorene Rhinluch vor die Friesacker Burg und eroberte die Burg zurück. Die Quitzows hatten die Rechnung ohne das zugefrorene Luch und die Faule Grete gemacht. Der Kampf mit ihnen war für Friedrich zwar nicht zu Ende, aber auf Dauer mussten sie sich beugen. Und auch die anderen aufständischen Familien wurden von Friedrich in einem sich über mehrere Jahre hinziehenden Kampf besiegt.
Ein Jahr nach Eroberung der Burg Friesack wurde er als Friedrich I. zum Kurfürsten von Brandenburg ernannt.
Der Bischof von Brandenburg, Henning von Bredow (gest. 1414), Sohn von Matthias II. aus der Bredower Stammlinie, unterstützte Friedrich von Hohenzollern. Henning trug wesentlich zum Erfolg der Mission Friedrichs bei. Er huldigte Friedrich sofort, als dieser 1412 in Brandenburg einzog Es ist anzunehmen, dass er auch seine Familie überzeugte, dem Burggrafen Friedrich 1413 die Treue zu schwören.
Kurz vor seinem Lebensende schloss Henning mit Fürst Albrecht von Anhalt ein Friedensbündnis, das die Verhältnisse im Land beruhigte.
Hasso II. – der bedeutendste Bredow – erwarb Friesack zurück
Nun kam die Zeit des Ritters Hasso II. (gest 1438) aus der Friesacker Stammlinie, dem Sohn des unglücklichen “Burgverlierers” Hasso I. Er wurde zum wichtigsten Dienstmann, Stellvertreter und somit Regent des Kurfürsten Friedrich I. von Hohenzollern. Dessen Sohn und Nachfolger Friedrich II. bestätigte diese Funktionen Hassos.
Zunächst erhielt Hasso als Ersatz für den Verlust von Friesack das Lehen um die Burg Liebenwalde zugesprochen, zwischenzeitlich auch Boizenburg in der Uckermark.
Er wurde Landeshauptmann der Mittelmark und später sogar der ganzen Mark Brandenburg. Hasso führte mehrere Jahre stellvertretend die gesamten Amtsgeschäfte für den meist abwesenden Kurfürsten.
Durch diesen unermüdlichen Einsatz für seinen Landesherrn und für Brandenburg wurde er mit Abstand zum politisch bedeutendsten Bredow in der Geschichte. Doch leider ist er heute völlig in Vergessenheit geraten. Die Unruhestifter bleiben meist besser im allgemeinen Gedächtnis.
Für seine treuen Dienste, aber vor allem für seine erheblichen monetären Aufwendungen v.a. für Kriegsleistungen, erhielt Hasso II. 1427 als Schuldentilgung vom Kurfürsten das Lehen Friesack zurück.
Faktisch hat er es ein zweites Mal zu einem erheblichen Preis gekauft. Den Urkunden nach muss das Lehen in einem völlig herunter gewirtschafteten Zustand gewesen sein.
Hassos Sohn Hans war Landeshauptmann der Uckermark und vergrößerte den Landbesitz seiner Stammlinie erheblich durch weitreichende Erwerbungen.
Die raubeinigen Bredows des 16. Jh.
Die Epoche des Übergangs vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war eine Zeit großer Veränderungen und Umwälzungen und der Adel tat sich schwer damit. Das Lehnswesen löste sich mehr und mehr auf und die Sitten verfielen allgemein. An die Stelle von Tausch- und Dienstgeschäften trat der Geldhandel. Das Zusammenleben und auch das Weltbild änderten sich grundlegend. Hinzu kam die Reformation mit all ihren Folgen.
In dieser Zeit traten drei raubeinige Bredows auf den Plan, die sich mit der neuen Zeit besonders schwer taten:
Achim von Bredow auf Rheinsberg
Achim (1470–1544) war als Landeshauptmann, kurfürstlicher Rat und ein treuer Diener und Freund seines Landesherrn, doch er kam mit der neuen Zeit nicht zurecht und pochte auf seine alten Rechte. Dieses stürzte ihn in eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Kurfürsten. Zudem wollte der Kurfürst Achim Rheinsberg abkaufen, wogegen sich dieser vehement wehrte.
Hartwig I. von Bredow auf Friesack
Hartwig (ca. 1500–1555) war durch zahlreiche Todesfälle schließlich der einzige Vertreter seiner Stammlinie und erbte somit deren riesigen Gesamtbesitz, den er durch die Eigenbewirtschaftung und Einführung moderner Methoden erheblich verbesserte. Hartwig war jedoch ständig in Streitigkeiten verwickelt, vorzugsweise mit seinen Verwandten, die er augenscheinlich gerne auch mit Gewalt zu lösen versuchte. Sein einziger Sohn, Hartwig II., setzte dem jedoch die Krone auf.
Hartwig II. von Bredow auf Friesack
Hartwig (1530–1590) vereinigte einen riesigen Grundbesitz. Geradezu visionär entwickelte er die Agrikultur auf seinen Gütern weiter und schuf die notwendigen Grundlagen, um unter den veränderten Rahmenbedingungen ertragreich wirtschaften zu können. Er führte bis dahin unbekannte Neuerungen auf seinen Gütern ein, rodete große Waldflächen, um sie in Kultur zu nehmen, nutzte jede Ertragsmöglichkeit und war damit richtungsweisend für die ganze Region.
Doch mit seinem aufbrausenden und jähzornigen Temperament zerstörte er alles, was er aufgebaut hatte. Ständig war er in Streitigkeiten verwickelt, auch mit allen Mitgliedern seiner Familie. Er trug diese gerne auch mit schlagkräftigen Argumenten aus. Hasso wurde von einer Flut meist berechtigter Beschwerden von Bauern und Bürgern überschwemmt und führte aus vielerlei Gründen einen erbitterten Streit mit seinem Landesherrn. Seinen beiden Söhnen hinterließ er einen riesigen Schuldenberg. Hartwig II. ist auch das Vorbild für den Roman „Die Hosen des Herrn von Bredow”.
Hartwigs Sohn Georg (1560–1593) konnte seinen Erbteil Wagenitz wegen der hohen Schulden, die er von seinem Vater geerbt hatte, nur unter großen Mühen für die Familie erhalten, u. a. durch den Verkauf des größten Teils seines übrigen Erbes. So rettete er Wagenitz für seine Stammlinie, die es bis in den Zweiten Weltkrieg behielt. Der andere Sohn Lippold (1557–1614) kämpfte zeitlebens gegen den ererbten Schuldenberg und versuchte seinen Besitz zu erhalten. Aber sein Temperament, die Tatsache, dass er die Güter seines Bruders gekauft hatte und sein aufwändiger Lebensstil führten ihn in den Bankrott. Er verlor alles, wirklich alles.
Die Stunde der Bredower Stammlinie
Die osthavelländische Bredower Stammlinie kam augenscheinlich besser mit den damaligen Umwälzungen zurecht, bei ihr sind solch ungestüme Zeitgenossen aus dieser Epoche nicht bekannt. Vielmehr nutzten sie die Gelegenheit, sich im Ländchen Friesack niederzulassen. So kauften sie von Lippold fast den gesamten Grundbesitz der Friesacker Stammlinie, mit Ausnahme von Wagenitz und etwas Grundbesitz darüber hinaus.
Auch die Kremmener Stammlinie verstand es, die Zeitumstände zu nutzen und war auf ihren Besitzungen wirtschaftlich erfolgreich.
Der 30-jährige Krieg
Fast nirgendwo sonst waren die Verwüstungen, die Misshandlungen und das Leid der Bevölkerung sowie die Vernichtung von Eigentum und Nahrungsmitteln durch die durchziehenden Armeen so groß wie im Havelland, obwohl es hier kaum zu Kampfhandlungen kam. Es herrschten Hunger, Krankheiten und Seuchen. Alle Dörfer waren entvölkert, die meisten Höfe verlassen.
Die Bredowschen Güter waren, wie alle anderen landwirtschaftlichen Betriebe, völlig verwüstet und hoch verschuldet. Die großen Güter im Kremmener und Löwenberger Land gingen weitgehend verloren. Glücklicherweise konnten die meisten Güter jedoch über katastrophale Zeit gerettet werden.
Immobilien-geschäfte
Wie immer in schwierigen Zeiten, gibt es Menschen, die den Umständen trotzen und die Chancen, die solche Zeiten auch bieten, geschickt zu nutzen verstehen. Das taten drei Bredows, die ihren jeweiligen Besitz in dieser Zeit erheblich vergrößerten. Heute würde man sagen, sie waren Geschäftsleute, denn Immobilienhandel war ihr Geschäft.
Während Ehrenreich (1613–1661), der Besitzer des Guts in Bredow, weitere Güter im Osthavelland erwarb, waren seine Vettern Hans Christoph I. (1623–1691) auf Wagenitz und Asmus Ehrenreich I. (1646–1705) auf Senzke gleichwertige »Gegner« im Ländchen Friesack. Worum es ihnen ging? Um den Erwerb möglichst vieler Anteile an dem Bredowschen Stammlehen. Beide waren dabei trotz großer Konkurrenz untereinander sehr erfolgreich und beide wirtschafteten hervorragend auf ihren jeweiligen Gütern.
Das Wagenitzer Votivgemälde
Hans Christoph I., der damals einzige männliche Nachkomme der Friesacker Stammlinie, hatte das Ziel, den gesamten Lehnsbesitz seiner Stammlinie, den Lippold und Georg verloren hatten, wieder zurückzuerlangen. Er hätte es fast geschafft, wenn ihm nicht sein Vetter Asmus Ehrenreich auf Senzke einige Erwerbungen streitig gemacht hätte.
Das Wagenitzer Votivgemälde zeigt einen selbstbewussten Hans Christoph I. mit seiner Frau Barbara v. Görne und ihren Kindern. Nach sechs Töchtern kamen vier Söhne und sie retteten die Stammlinie vor dem Erlöschen.
Das 18. und 19. Jahrhundert
Erst im frühen 18. Jahrhundert erholte sich das Havelland wirtschaftlich von den Verheerungen des 30-Jährigen Kriegs. Es war ein langwieriger Prozess, die Familiengüter wieder aufzubauen und rentabel zu machen. Doch viele Bredowsche Gutsbesitzer verstanden es, unter den neuen Bedingungen der Zeit erfolgreich zu wirtschaften, so dass das 18. Jahrhundert nicht nur für die Bredows im Großen und Ganzen als eine prosperierende und gute Zeit angesehen werden kann.
Zwar wurde das Leben durch Kriege, v.a. die drei Schlesischen Kriege beeinträchtigt, zumal sie sich in der Regel wirtschaftlich negativ auswirkten. Aber man hatte aus den Schrecken und der völligen Verrohung des 30-Jährigen Krieges gelernt. Der gesellschaftliche Umgang änderte sich positiv und die sogenannten »Kabinettskriege« wurden so geführt, dass die Zivilbevölkerung möglichst wenig zu leiden hatte.
Jedoch sind viele Soldaten der Familie, besonders die jüngeren, in den Kriegen des 18. und auch des 19. gefallen. Sehr hoch waren die Verluste in den drei Schlesischen Kriegen.
Trotz unzähliger Erbfälle und komplizierter Erbgesetze gab es in dieser Zeit in der Familie kaum schwierige Erbauseinandersetzungen. Eine große Veränderung, die sich auf die Güter auswirkte, war 1717/1718 die weitgehende Aufhebung der Lehnsgesetze. Die Bredower Stammlinie löste die daraus resultierenden Fragen 1721 mit dem sog. Senzker Pakt/Vertrag.
Nach dem Siebenjährigen Krieg ( auch 3. Schlesische Krieg (1756–1763) begann eine Friedensperiode, die für die innere Entwicklung Preußens von entscheidender Bedeutung war. Preußen wurde zu einer wirklichen Großmacht und nahm innerhalb Deutschlands den ersten Rang ein. Berlin entwickelte sich zum Zentrum des öffentlichen Lebens und der Repräsentation der Stände. Hier entfaltete sich der höfische Glanz und Prunk der Zeit. Viele Mitglieder des märkischen Adels, darunter auch einige Bredows, erwarben oder bauten Häuser in Berlin, bekleideten Hofämter und verbrachten zum Teil die Wintermonate in der preußischen Hauptstadt. Auch das Leben auf den Gütern nahm neue, reichere Formen an und suchte dem gestiegenen Repräsentationsbedürfnis Rechnung zu tragen.
Die mit der wirtschaftlichen Entwicklung zunehmende Sicherheit der Besitzverhältnisse verlangte nach einer großzügigeren Gestaltung des Privatlebens. Doch trotz vieler Versuchungen und mancher schlechten Beispiele wurde im Allgemeinen “die Kirche im Dorf gelassen”. (Die Familie v. Bredow – Herkunft und Entwicklung 1251–1984, S. 62)
Beispielhaft für erfolgreich tätige Bredows sind die drei Brüder aus dem Haus Senzke, Söhne des oben erwähnten Asmus Ehrenreich I., mit den Namen Caspar Friedrich, Asmus Ehrenreich II. und Mathias Christoph. Während Caspar Friedrich die havelländischen Güter des Hauses Senzke beträchtlich vermehrte, war Asmus Ehrenreich II. Generalleutnant und erwarb umfangreiche Güter in Ostpreußen. Mathias Christoph wurde Etats- und Kriegsminister in Ostpreußen und erwarb zwei sehr große Güterkomplexe. Caspar Friedrich hatte neben einer Tochter 16 Söhne, die zum Teil ebenfalls sehr erfolgreich waren.
Graf Bredow-Liepe, der Verfasser der dreibändigen Familiengeschichte, beschreibt sie wie folgt:
»Während uns in Caspar Friedrich noch ein Bild der alten, guten Zeit einfacher, eingeborener Sitte und Häuslichkeit entgegentritt, macht uns die lange Reihe seiner stattlichen Söhne eher den Eindruck einer mehr cavaliermäßigen, den französirenden Formen des Friedericianischen Zeitalters und dessen Geschmacksrichtung huldigenden Bildung und Sinnesart. Schon ihre Erziehung unterlag andern Methoden als in früherer Zeit; Französin und Klavierlehrer waren schon ihren frühen Jugendjahren nicht fremd und die Ritterakademie that nachher gewiß, ihrer früheren Richtung gemäß, das Ihrige, um „gute Weltbürger“ aus ihnen zu machen. Doch die Söhne Caspar Friedrichs hatten zu viel altererbten Kern und Gehalt, um sich von fremdem kosmopolitischem Scheinwesen mehr, als auf der Oberfläche berühren zu lassen; und nicht zum wenigsten dieser festeren Haltung des Charakters dürfte es zuzuschreiben sein, daß das Haus Senzke seinen ansehnlichen Grundbesitz sich zu conserviren, ja gerade im Laufe jener eben gekennzeichneten, den adligen Geschlechtern oft verhängnisvollen Periode noch erheblich zu vermehren wußte.« (Band III, S. 403)
Die napoleonische Zeit
Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt und dem Zusammenbruch Preußens 1806/07 war die napoleonische Zeit für Preußen – und damit auch für die Bredows – eine äußerst einschneidende Zeit. Viele Bredows kämpften in dieser Zeit auf den Schlachtfeldern gegen Napoleon. Die wirtschaftliche Lage war in ganz Preußen sehr schwierig und auch die Güter litten darunter. Dies war jedoch der Anstoß für längst notwendige Reformen. Die sogenannten preußischen Reformen oder Stein-Hardenbergschen Reformen machten aus dem preußischen Stände- und Agrarstaat langfristig einen aufgeklärten National- und Industriestaat. Kaum ein Bereich blieb von diesen tiefgreifenden Reformen unberührt. Das Leben in den Dörfern und die Stellung der Gutsbesitzer veränderten sich dadurch erheblich. Insgesamt gingen die Gutsbesitzer aber gestärkt aus den Reformen hervor.
In den napoleonischen Kriegen wie auch in den Befreiungskriegen hatten fast alle wehrfähigen Männer der Familie zu den Waffen gegriffen. Viele von ihnen zeichneten sich besonders aus. Eine ganze Reihe geriet in französische Gefangenschaft und die Familie hatte mehrere Gefallene zu beklagen.
Die Jahrzehnte nach den Befreiungskriegen bis zum Ersten Weltkrieg verliefen für die Bredowschen Güter trotz Revolution und einiger kriegerischer Auseinandersetzungen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich, die schließlich zur Gründung des Deutschen Reiches führten, weitgehend positiv. In dieser Zeit wurden die meisten Familiengüter von besonders unternehmerischen und versierten Land- und Forstwirten bewirtschaftet. Dennoch hatten auch die Bredowschen Gutsbesitzer mit den aufeinander folgenden Agrarkrisen, vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre zu kämpfen. Zudem erschwerte die endgültige Aufhebung der Lehnsgesetze den Erhalt der Güter für die Familie, da die ehemaligen Lehnsgüter, die seit dem späten Mittelalter im Familienbesitz waren, nun auch außerhalb der Familie verkauft werden konnten.
Bei der Reform der preußischen Verfassung im Zuge der Märzrevolution 1848 wurde dem Abgeordnetenhaus eine erste Kammer, das Herrenhaus, übergeordnet. Die Familie von Bredow erhielt am 07.07.1855 von König Friedrich Wilhelm IV. in »Anerkennung ihrer dem Staate geleisteten treuen Dienste« das Präsentationsrecht für das preußische Herrenhaus. Die Familie entsandte fortan aus ihren Reihen einen Repräsentanten.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Trotz der prosperierenden Zeiten seit Gründung des Kaiserreichs 1871 bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 hatten die Güter aus verschiedenen Gründen mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen wurden für die Gutsbesitzer wie für die gesamte Bevölkerung zu einer großen Herausforderung.
Der Erste Weltkrieg war auch in den Dörfern eine sehr schwierige Zeit des Mangels, auch wenn es die Stadtbewohner viel härter traf.
Die finanzielle Situation war für die meisten landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 1918 und der Bewirtschaftung durch den Reichsnährstand sehr schwierig. Zu den gesamtwirtschaftlichen Problemen, die sich aus den Bedingungen des Versailler Vertrages ergaben, kamen die Inflation und die Weltwirtschaftskrise, der eine internationale Finanz- und Immobilienkrise vorausgegangen war. Im Havelland kam erschwerend hinzu, dass die extrem nassen Jahre 1927/28 erhebliche Teile der Ernte vernichteten. Dies führte zu einer Verkaufswelle der Güter.
Auch wenn viele Bredowsche Gutsbesitzer durch modernes und sparsames Wirtschaften ihre Betriebe erhalten und zum Teil zukunftsfähig machen konnten, gingen auch bei den Bredows in dieser Zeit Güter verloren.
Viele Gutsbesitzer versuchten ab dem 19. Jh ihr Glück in neuen Betriebszweigen. In Bredow züchtete man medizinisch zu verwendende Blutegel, allerdings ohne wirtschaftlichen Erfolg. Die Beteiligung als Hauptaktionär an der neu gegründeten Zuckerfabrik Nauen war für die Besitzer Bredows jedoch eine sehr lohnenswerte Investition. Der Besitzer von Wagenitz beteiligte sich an einer Glasschmelze zur Produktion von optischen Gläsern. Die Fabrik wurde nahe Vietznitz errichtet, an einem Ort der den Namen Bredowsau bekam. Jedoch war der Sand als Rohstoff zu schlecht (siehe Quitzowkurier Nr. 36).
Neue Wirtschaftszweige
Zur Begegnung der ständig wiederkehrenden Krisen der Landwirtschaft seit dem 19. Jh versuchten es viele Gutsbesitzer mit neuen, teils ungewöhnlichen Betriebszweigen. In Bredow züchtete man bereits ab 1843 medizinisch zu verwendende Blutegel in 21 eigens dafür angelegten Teichen, allerdings ohne wirtschaftlichen Erfolg. Die Beteiligung als Hauptaktionär an der 1888 gegründeten Zuckerfabrik Nauen war für die Besitzer Bredows jedoch eine sehr lohnenswerte Investition. Der Besitzer von Wagenitz beteiligte sich an einer Glasschmelze zur Produktion von optischen Gläsern. Die Fabrik wurde nahe Vietznitz errichtet, an einem Ort der den Namen Bredowsau bekam. Jedoch war der Sand als Rohstoff zu schlecht (siehe Quitzowkurier Nr. 36).
Karl Albrecht von Bredow-Senzke bewirtschaftete bis 1945 das seiner Frau Erdmuthe von Bredow, geb. Gräfin von Finckenstein gehörende Gut Sarborwitz in Schlesien. Im 3. Reich musste der Ort in Waffendorf umbenannt werden. Ein wichtiger Betriebszweig war die Produktion von Dachziegeln aus Ton, der als Rohstoff auf den Ländereien des Guts vorkam.
Wirtschaftlich von großer Bedeutung waren jedoch die Brennereien zur Produktion von Industriealkohol aus Kartoffeln. Zwar waren die Investitionen zunächst hoch, doch die Wirtschaftlichkeit der Güter steigerte sich sehr, zumal man die Abfallprodukte als Viehfutter verwenden konnte. Brennereien hatten Buchow-Karpzow, Ihlow, Liepe, Ringenwalde, Senzke, Wagenitz und Wölsickendorf.
Die Bürgschaft
Da es nur noch eine Erbin auf dem Gut Burg Friesack gab, fiel Friesack durch Heirat an Thilo von Stechow, den Besitzer des benachbarten Gutes Kotzen. Die Bredowschen Besitzer von Briesen, Vietznitz und Landin hatten Herrn von Stechow Bürgschaften gegeben. Als diese fällig wurden, weil Herr v. Stechow seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen war, gingen Briesen und Vietznitz durch Zwangsversteigerung verloren, während Landin durch den tatkräftigen Einsatz der Familie gerettet werden konnte. Außerdem mußte auch Klessen zwangsversteigert werden. Bredow, Zeestow, Markee und Markau wurden aus Gründen verkauft, die heute nicht mehr ganz nachvollziehbar sind.
1945 – der Wendepunkt
Nachdem die Besitzer der ehemaligen Lehnsgüter im Jahr 1935 in Senzke das 600. Jubiläum der Belehnung mit Burg, Stadt und Land Friesack feierten, war zehn Jahre später der gesamte, ausnahmslos östlich der Elbe gelegene Grundbesitz der Familie durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges in Form von Enteignungen im Rahmen der sowjetischen Bodenreform verloren gegangen.
Fast alle Bredower Männer waren in den Krieg gezogen. Vor allem die Jüngeren hatten sich aus dem allgemeinen Glauben an die Verteidigung des Vaterlandes freiwillig gemeldet.
Acht kehrten nicht zurück. Der Jüngste fiel in den ersten Kriegstagen im Alter von 20 Jahren als Fahnenjunker im Dragonerregiment v. Bredow.
Die Familie von Bredow hatte den Verlust von 26 Familienmitgliedern als Folge des Zweiten Weltkriegs zu betrauern:
18 gefallene Soldaten,
2 vermisste Soldaten,
1 Soldat starb nach dem Krieg an seiner schweren Verwundung,
2 Suizide auf der Flucht,
1 Cousine starb bei einem Luftangriff,
1 Cousine starb während der Flucht,
1 Cousine wurde verschleppt und kehrte nicht mehr zurück.
Unzählige Familienmitglieder waren, wie soviele Menschen, nach dem Krieg körperlich teils schwer geschädigt wie auch psychisch traumatisiert.
Die Familie hatte 694 Jahre lang als Gutsbesitzer eine herausragende Rolle im Havelland gespielt und viele schwierige Zeiten überstanden. All das, wofür über 20 Generationen von Bredows gearbeitet hatten und was ihre materielle und ideelle Lebensgrundlage war, ging nun mit einem Schlag verloren.
Am 5. Dezember 1935 gedachte man im Rahmen einer kleinen Familienfeier in Senzke der 600 Jahre zurückliegenden Belehnung von Burg, Stadt und Ländchen Friesack. Dazu wurde die links abgebildete Gedenkurkunde angefertigt. Angesichts der politischen Situation hatte man auf eine große Feier diese bedeutenden Ereignisses verzichtet.
Der zu diesem Anlass bei Wind und Regen im Senzker Park gepflanzte Baum ging bald ein und Dorothee v. Bredow, Ehefrau des Senzker Gutsbesitzers und Gastgebers des Abends; Wolf-Bernhard v. Bredow, meinte damals, wenn das kein Omen sei. Es war eines.
Wolf-Bernhard pflanzte heimlich einen neuen Baum, was er seinen Vettern erst viele Jahre nach dem Krieg »beichtete«.
Wie ca. 12 Millionen Deutsche flüchteten die Bredows aus Sorge um Leib und Leben Richtung Westen und verließen gezwungenermaßen ihre Heimat. Als Adelige und Grundbesitzer waren sie besonders gefährdet, ermordet oder verschleppt zu werden.
Diejenigen, die bei Kriegsende die Heimat nicht verlassen wollten, bezahlten das entweder mit ihrem Leben, oder sie wurden bald darauf zwangsausgewiesen. Nur ein paar wenige Familienmitglieder lebten nach 1945 unter schwierigsten Bedingungen in der sowjetischen Besatzungszone bzw. später in der DDR.
Die Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es fast allen Mitgliedern der Familie gelungen, sich über die Elbe in die britische Zone zu retten. Wegen des Treckverbots war ihnen die Flucht erst in letzter Minute möglich, als die sowjetische Rote Armee schon im Havellandes stand. Einige machten sich mit dem Treckwagen auf den Weg, andere mit dem Auto, dem Fahrrad oder sogar zu Fuß. Dabei konnten sie nur das Nötigste mitnehmen, sodass die meisten fast nichts mehr besaßen als das, was sie in einer Tasche bei sich trugen. Viele Familienmitglieder flohen auch aus weiter östlich gelegenen Gebieten, in denen sie damals lebten. Wie so viele erlebten sie zum Teil schreckliche Dinge auf der Flucht.
Unzählige Familienmitglieder, Soldaten wie Zivilisten, waren nach dem Krieg körperlich zum Teil schwer geschädigt und psychisch traumatisiert. Sie versuchten, irgendwo unterzukommen und sich schließlich ein neues Leben aufzubauen. Sie hatten nicht nur ihr materielles Hab und Gut verloren, sondern auch ihre gesamte ideelle Basis. Weit entfernt von der Heimat, in der die Familie fast sieben Jahrhunderte geblüht hatte, sahen sie sich nun der Ablehnung und Abwertung durch die Einheimischen ausgesetzt.
Bei der Bewältigung dieser schwierigen Lebensphase half ihnen das Bewusstsein, ein Teil ihrer Familie zu sein. So unterstützten sich viele gegenseitig und der Zusammenhalt der Familie gab ihnen Kraft. Dies galt in besonderem Maße für die Vettern und Cousinen aus dem Havelland und aus Berlin, die schon vor der Flucht aufgrund der räumlichen Nähe einen engeren Kontakt zueinander gehabt hatten. Für die meisten Familienmitglieder spielte die Wiederaufnahme des Familienverbandes zur Förderung des familiären Zusammenhalts eine wichtige Rolle bei der Überwindung der schwierigen Lebensumstände.
Eine ganze Reihe von Familienmitgliedern wanderte in die USA, nach Kanada und in andere Länder aus. Der Weg einer Cousine führte sie nach dem Krieg bis nach Japan.