Sagen

Inhalt

Da hol sie doch der Teufel – oder wie die Bredows in das Ländchen Friesack kamen

Hartwig und Lippold von Bredow mit dem Teufel im Bunde

Wie die Bredows zu ihrem Wappen kamen

Der Schlossberg in Görne

Der Blutfleck in Wagenitz I und II

Willibald Alexis und die Sagen der Bredows

Sagen sind Erzählungen von phantastischen Ereignissen, die über die Wirklichkeit hinausgehen. Sie können von Fabelwesen wie auch von mythischen Dingen handeln oder von historischen Ereignissen berichten. Auf diese Weise geben sie uns Einblicke in die Regionalgeschichte. In den meisten Sagen sind mythische Elemente mit realen Gegebenheiten, Ereignissen, Personen oder Orten verwoben, wie es auch in den hier aufgeführten Sagen über die Bredows der Fall ist. Dadurch entsteht oft der Eindruck, als würde wahrheitsgemäß berichtet werden. In Sagen erinnern wir uns an vergangene Ereignisse und Menschen; wir erzählen die Sagen weiter und lassen sie so lebendig werden.

In einer Zeit, in der Mystik und Sagen im alltäglichen Leben der Menschen eine große Rolle spielten, nahmen die Bredows im Havelland und in Brandenburg eine bedeutende Stellung ein, sodass sie Gegenstand einiger Sagen wurden. Einerseits verspottete oder kritisierte man sie mit dem Mittel der Sage. Andererseits kommt in den Sagen die Verwunderung über den schnellen Aufstieg, die Vormachtstellung und den Reichtum der Familie zum Ausdruck, denn dies rief nicht nur oft Missgunst hervor, sondern es erschien vielen auch schwer nachvollziehbar, wie die Bredows innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne zu dieser Bedeutung gelangen konnten.

„Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen.”

Der Teufel mit den Bredows im Sack – Friesack Kreisel B5

Da hol sie doch der Teufel – oder wie die Bredows in das Ländchen Friesack kamen

Im reichen Sagenschatz des Havllands gibt es eine recht bekannte Sage, die davon berichtet, wie die Bredows in so großer Zahl im Havelland, wie man es heute ausdrücken würde, »aufgeschlagen« sind. Diese sehr saloppe Wortwahl ist durchaus passend, denn vor langer Zeit hatte sich der Teufel mal so auf der Erde umgesehen und alle Edelleute, die seiner Meinung nach nicht recht taten, in einen großen Sack gestopft und ist mit Ihnen durch die Luft in Richtung Hölle geritten. Nun war der Sack ziemlich voll und schwer, sodass der Teufel mit seiner Last taumelte und dabei an Höhe verlor.

Als er sich in diesem unsicheren Flugzustand über Friesack befand, links sehen wir ihn noch heute auf dem Kreisel der B5 in Friesack fliegen, schrammte er mit dem Sack an der Kirchturmspitze entlang, und zum Glück für die Bredows, riss der Sack auf und ein großes Konvolut Bredows purzelte heraus.

Der erste, der unten “aufschlug”, dachte sich, hier ist es schön, da bleibe ich gleich mal hier und er nannte den Ort, an dem er aus dem Sack befreit wurde, “Frie – sack“.
Dem Bruder, der gleich nach ihm unten ankam gab er den Rat, “Gä bes hin”, er wollte Friesack für sich allein haben – und der Bruder ging besser hin, gründete Besshin, das spätere Pessin.
Ein anderer lief zuerst in die gleiche Richtung, also den “selben Weg lang hin”, dann scheuchte ihn der Pessiner noch ein Stück weiter und so entstand Selbelang.
Ein weiterer Bruder hatte sich dem Trupp angeschlossen und als er in Selbelang ankam, das ja schon besetzt war, marschierte er “rechts – to” und gründete Retzow.

Zwei andere Brüder dachten sich, wir gehen mal in eine andere Richtung als die anderen und versuchen dort unser Glück.
Der erste verkündete bald: “Hier blev ich görne”; es entstand Görne.
Ein anderer Bruder ging noch etwas “Land – in”, man ahnt es, er gründete Landin.

Der Teufel hatte inzwischen sein Missgeschick bemerkt und versuchte den Sack zu schließen, was zu unkoordinierten Flugmanövern führte. Zwei Bredows klammerten sich panisch an den Sack und wurden in der Luft umhergewirbelt.
Der eine rief dabei “mok dat loch to”, der andere schrie zurück “stech et to”. Es half nichts, sie purzelten zu Boden. Der eine machte Lochow sein eigen, der andere Stechow.

Nun war noch ein Bredow im Sack, und als er sah, dass seine Brüder so gut gelandet waren, wollte er auch springen, bevor der Teufel das Loch schließen konnte. Die anderen Edlen im Sack riefen ihm zu: “Wags – nit, Wags – nit”. Aber er wagte es, sprang, fand sein Glück und nannte den Ort, an dem er gelandet war, Wagenitz.

Und so haben wir die Erklärung, warum Jahrhunderte so viele Bredows in der Region zu finden waren.

Es stellt sich die Frage, was an dieser Sage wahr ist und was nicht.
Abgesehen davon, dass selbstverständlich der Teufel mit einem Sack voller Edelleute über das Havelland geritten ist, hat diese Sage einen weiteren wahren Kern, denn wir können den genauen Tag nennen, an dem der Sack an der Friesacker Kirchturmspitze aufgerissen ist!

Aber die Sage hat auch einige Fehler:

  • Pessin, Retzow, Stechow, Lochow und Selbelang gehören gar nicht zum Ländchen Friesack. Abgesehen von Selbelang, das nie in Bredowschem Besitz war, erschienen die Bredows als Gutsbesitzer in den soeben genannten Dörfern erst im Laufe der folgenden Jahrhunderte.
  • Zwar liegt Landin geografisch mehr oder weniger im Ländchen Friesack, verwaltungstechnisch wurde es eigentlich immer dazu gezählt, war aber 1335 trotzdem nicht Bestandteil des Lehens an die Bredows. 
Das lag daran, dass all jene Besitzungen im Ländchen, die bereits ritterlichen Familien gehörten, nicht an die Bredows als Oberlehnsherren übergingen, was in Landin und auch in Kriele der Fall war. Landin gelange ebenfalls erst später in Bredowschen Besitz.
  • Nur mit Friesack, Görne und Wagenitz liegt die Sage richtig, denn diese drei Orte liegen im Ländchen Friesack und waren 1335 Teil des Lehens.
  • Klessen, Senzke und Haage waren ebenfalls Teil des Lehens von 1335. Offensichtlich ließen sie sich sprachlich nicht in die Sage integrieren.
Ungefähre Grenze des Ländchen Friesack

Hartwig und Lippold von Bredow mit dem Teufel im Bunde

Eine schöne Sage berichtet, wie Hartwig II. von Bredow auf Friesack mit dem Teufel im Bunde gewesen sein soll. So wäre er immer in rasender Geschwindigkeit über Stock und Stein gefahren, ohne dass seine Kutsche Schaden genommen hätte. Wenn es noch schneller gehen sollte, fuhr er einfach durch die Luft, ohne dass der Kutscher etwas bemerkte.

Als Hartwig einmal in großer Eile von Berlin nach Hause fuhr, stand der Wagen plötzlich still, als ob er an einem Haken hinge. Als der Kutscher absteigen wollte, um nachzusehen, rief Hartwig ihm zu, er solle unbedingt auf dem Kutschbock sitzen bleiben und warten. Nach kurzer Zeit ging es weiter und Hartwig erklärte dem Kutscher, dass sie an dem Kreuz der Kirche zu Spandau hängen geblieben seien. Wäre er abgestiegen, hätte er sich den Hals gebrochen.


Eine der bekanntesten Sagen des Havellands handelt von Lippold von Bredow auf Senzke, Sohn des berühmt-berüchtigten Hartwig II. von Bredow auf Friesack (1530 – 1590) (siehe hier). Hartwig hatte seinen riesigen Grundbesitz hervorragend bewirtschaftet. Aber, vor allem aufgrund seines ausufernden Temperaments, hatte er einen enormen Schuldenberg angehäuft. 

Hartwigs Söhne Georg III. (1560 – 1593) und Lippold (1557 – 1614) erbten zu gleichen Teilen den Grundbesitz, aber auch den Schuldenberg. Während Georg umsichtig handelte, pflegte Lippold einen teuren Lebensstil und er war oft sehr unbeherrscht. Zudem besaß er nicht das agrarwirtschaftliche Geschick seines Vaters. Georg verkaufte fast seinen gesamten Grundbesitz, einen erheblichen Teil davon an Lippold, um seine ererbten Schulden abzutragen und so sein Hauptgut Wagenitz zu retten. Lippolds Schuldenberg hatte sich dadurch ins Unermessliche gesteigert, sodass er in einen katastrophalen Konkurs geriet. Er verlor alles, was er besaß.

Lippold, auch Lippel oder Lepel genannt, verbündete sich der Sage nach ebenfalls mit dem Teufel, und zwar auf dem Teufelsberg im Polzschen Luch.

Lippold bot dem Teufel seine Seele an, wenn dieser ihm dafür jedes Verlangen erfülle. Lippold stellte jedoch eine Bedingung: Er solle frei sein, sobald der Teufel eines seiner Verlangen nicht erfüllen könne. Lippold genoss das Leben in vollen Zügen, da all seine Wünsche erfüllt wurden, auch die unmöglichsten Dinge. Selbst als der Teufel einen Damm mitten durch den See für Lippolds vierspännige Kutsche bauen sollte, der nach der Überfahrt sofort hinter ihm wieder abgerissen werden sollte, damit ihm niemand nachfolgen könne, erfüllte der Teufel ihm diesen Wunsch.

Doch mit der Zeit wurde es Lippold mulmig, zumal ihm nichts einfiel, was der Teufel nicht gleich ausführte. Sein S
chäfer bemerkte seine niedergedrückte Stimmung und als Lippold ihm alles erzählt hatte, riet ihm der Schäfer, er solle vom Teufel verlangen, ihm innerhalb einer Stunde einen Scheffel bis zum Rand mit Gold zu füllen. Den Scheffel solle er oben auf dem Teufelsberg so installieren, dass er immer umkippe und sich nach unten entleere, sobald der Teufel Gold hineingeschüttet hätte. Und so machte sich Lippold ans Werk. Er installierte den Scheffel und vereinbarte eine Zeit mit dem Teufel. Dieser kam pünktlich durch die Luft angeritten, wie es sich für den Teufel gehörte, doch so sehr er sich auch bemühte, er schleppte Sack für Sack Gold herbei, der Scheffel entleerte sich immer wieder. Voll Erstaunen hörte man den Teufel rufen: “Lippel, Lippel, Lepel, wat hest du vöörn groten Schepel!“ Der Teufel versuchte es weiter, doch dann war die Stunde um und der Teufel überlistet, der sich verärgert aus dem Staub machte.

Allerdings wollte der Teufel die Sache nicht so einfach auf sich beruhen lassen und verkündete, er werde Lippold holen, sobald die Bäume ihr grünes Kleid verloren hätten. Als der Teufel kam, führte Lippold ihn zu einer Tanne und fragte ihn, ob das nicht auch ein grünes Kleid an einem Baum sei. Der Teufel dachte kurz nach und sagte dann: „Ja, das ist es.“ Lippold lächelte ihn an und der Teufel zog, erneut geschlagen, von dannen.

Einige Zeit später saß Lippold in Friesack zu Gericht. Er stellte einen Wächter vor das Gerichtshaus, der niemanden hereinlassen sollte. Doch der Teufel hatte den Mann bereits in seinen Bann gezogen und so ließ der Wächter den Teufel schließlich in das Gerichtshaus. Ein großes Geschrei war zu hören und als es wieder still war, ging der Posten in das Gerichtshaus, wo die Kleidungsstücke von Lippold auf dem Fußboden lagen, aber von ihm keine Spur. Nur ein großer Blutfleck war an der Decke zu sehen, der immer wieder erschien, wenn man ihn abwischte.

Doch es gibt noch eine andere, sehr schöne Version dieser Sage, in der Lippold durch seine Frau gerettet wurde:

Lippolds Frau war aufgefallen, dass er immer bedrückter und auch körperlich schwächer wurde. Doch niemand konnte helfen und auch kein Heilmittel machte es besser. So fragte sie schließlich den Kaplan von Friesack, der ihr mitteilte, wem Lippold sich verschrieben hatte.

So war sie besonders liebevoll und fürsorglich zu ihm und als sie merkte, dass er jedes Mal zusammenschrak, wenn Fremde kamen, begann sie, ihn auf sein Zimmer zu schicken und sich um die Gäste zu kümmern.

Als eines Tages zwei Fremde in einem prächtigen Wagen vorfuhren, ging Lippold wieder auf sein Zimmer und seine Frau war die liebenswürdigste Gastgeberin, die ihre vornehmen Gäste mit Anmut und gewandter Rede beeindruckte. Die Gäste wollten warten, bis Lippold nach Hause käme, um ihr Geschäft mit ihm abzuwickeln. Lippolds Frau ahnte, wen sie bewirtete und als sie wie zufällig eine Gabel herunterfallen ließ und diese aufhob, sah sie unter dem Mantel eines der Herren einen Pferdefuß. Sie erholte sich schnell von dem Schrecken, entschuldigte sich bei den Gästen und eilte hinaus, um nach dem Kaplan schicken zu lassen. Als sie zu den Gästen zurückkehrte, begann sie, diese mit einer fesselnden Rede sowie den besten Speisen und Weinen zu umgarnen. So vergaßen die Gäste die Zeit und schnell war die Stunde um, in der der Teufel Macht über Lippold hatte. Also schickten sich die Gäste an, den Saal zu verlassen. Als sie zur Tür hinaustraten, kam ihnen der Kaplan, fromme Sprüche aus der Bibel rezitierend, mit Weihwedel und Kreuz entgegen, sodass die Gäste unter Absonderung eines ekligen Gestanks zum Fenster hinaus rauschten.

So zeigt sich, wie Liebe, Fürsorge, Klugheit und ein festes Vertrauen selbst den Teufel besiegen können.

Der Kaplan soll als Dank von Lippold das am östlichen Rand des Ländchen Friesack gelegene Rittergut Warsow erhalten haben.
Allerdings war Warsow als einziges Dorf im Ländchen Friesack nie Teil des Lehens an die Bredows, aber es ist ja auch nur eine schöne Sage…

Die unermüdliche Tätigkeit Hartwigs für die agrikulturelle Verbesserung seiner Güter sowie sein jähzorniges Temperament, seine Individualität und seine unermüdlichen Aktivitäten wirkten auf viele Menschen der damaligen Zeit suspekt, so dass für sie der Gedanke nahe lag, Hartwig sei mit dem Teufel im Bunde gewesen. Die Möglichkeit, dass er so schnell von einem Ort zum anderen reiste, konnte demnach nur durch eine höhere Macht möglich sein.

Die Bredows haben in erster Linie besonnene Männer hervorgebracht, was auch ein Grund für den wirtschaftlichen Erfolg war. Doch ein paar wenige fielen völlig aus der Art, so unter anderem Hartwig und Lippold.

Wie die Bredows zu ihrem Wappen kamen

Als ein junger Bredow mit einem Heer eine Festung in den Ardennen belagerte und sich die Belagerung hinzog, streifte er eines Nachts um die Festung, um zu sehen, ob er eine Stelle zur Überwindung der schroffen Mauern finden würde.  

Da sah er plötzlich im hellen Mondlicht einen Steinbock auf einem Felsvorsprung reglos vor der Festungsmauer stehen. Und plötzlich war er wieder verschwunden. 

In der nächsten Nacht suchte der junge Bredow den Pfad auf den Felsvorsprung, den der Steinbock genommen hatte und fand ihn auch. 

In der dritten Nacht kehrte er mit einigen anderen Rittern und einer Einholmleiter zurück. Damit überwanden sie die Mauer und setzten die Burgbesatzung außer Gefecht. 

So nahm sich der junge Bredow den Steighaken (die Einholmleiter) und den Steinbock als Wappen.

Der Schlossberg in Görne

Auf dem Schlossberg in Görne lebte ein Bredow mit zwei Töchtern, die als besonders hübsch galten. Obgleich eine von ihnen den Wedekind von Bredow auf Wagenitz liebte, so konnte sie ihn doch nicht heiraten, da dieser mit ihrem Vater aufs bitterste verfeindet war.

Als Wedekind seine Braut einfach entführt hatte, besänftigten sich schließlich die Gemüter und es wurde Hochzeit gehalten, zu der auch die Quitzows von Burg Friesack kamen. Diese hatten jedoch noch eine Rechnung mit Wedekind offen, da er ihnen auf einem Raubzug einmal die Beute vor der Nase weggeschnappt hatte. Überdies neideten sie ihm seine Prachtentfaltung, die er bei der Hochzeit zur Schau stellte. Sie luden ihn auf ihre Burg in Friesack ein und führten ihn auf den höchsten Turm, von wo sie ihn hinunterstießen und er so zu Tode kam.

Der Blutfleck
in Wagenitz I

Als die Schweden im 30-Jährigen Krieg Wagenitz überfielen, setzte sich der Bredow auf Wagenitz zusammen mit seinen Leuten mit aller Entschlossenheit zur Wehr. Doch die Schweden waren in der Übermacht und durchbrachen alle Türen und Tore. Sie töteten jeden, den sie finden konnten. Als der Bredow schließlich in ein kleines Zimmer geflüchtet war und auch dort die Feinde eindrangen, ermordeten sie ihn nach langem Kampf. 

An der Stelle, an der er gestorben war, befand sich ein Blutfleck, der sich nie wieder wegwischen ließ.

Schwedenturm in Wagenitz – ehemalige Gutsküche

Der Blutfleck
in Wagenitz II

Es gibt noch eine andere Version dieser Sage, die nahezu die tatsächlichen Ereignisse wiedergibt. In dieser Version hatte sich Georg v. Bredow auf dem Kornboden versteckt und Erbsen über sich schütten lassen. Doch die Schweden fanden ihn. Dort, wo er und sein Diener ermordet wurden, blieb ein großer Blutfleck, der – man ahnt es schon – sich nicht wegwischen ließ. In dieser Version der Sage wurde auch die ganze Familie des Georg von Bredow ermordet.  

Die historischen Tatsachen:

Georg IV. von Bredow auf Wagenitz (1591 – 1636) bekleidete das Amt des Kriegs-Commissarius des Havelländischen Kreises. Seine Aufgabe bestand in der Organisation der Verteilung der Kriegslasten sowie in der Regelung des Kontributionswesens.

Im Winter 1635/36 zogen Soldaten marodierend durch das Havelland und plünderten die Bewohner mit aller Brutalität aus. Georg, in seiner Funktion als Commissarius, setzte einige dieser Marodeure fest und überführte sie nach Spandau, wo sie hingerichtet wurden. Die Kameraden der Hingerichteten überfielen aus Rache am 06.02.1636 Wagenitz. Sie ermordeten 22 Personen auf dem Gut, darunter auch Georg und die zu seinem Schutz abgestellten Soldaten.
Entgegen der Sage waren es keine feindlichen schwedischen Truppen, die marodierend durch das Havelland gezogen waren, sondern Soldaten der sächsischen, lüneburgischen und weimarer Truppen des mit Brandenburg verbündeten Kaisers.

Glücklicherweise befand sich Georgs Familie zu diesem Zeitpunkt nicht in Wagenitz. Eine nicht belegte Überlieferung besagt jedoch, dass sich Georgs zwölfjähriger Sohn Hans Christoph I. (1623 – 1691) während des Überfalls in Wagenitz aufgehalten haben soll. Er sei demnach dem Tod entronnen, indem er sich hinter einem Ofen im Schwedenturm versteckt hätte. Diese Überlieferung kann jedoch auch als Sage klassifiziert werden. Hans Christoph war der letzte männliche Vertreter der Friesacker Stammlinie, deren Aussterben durch seine Nachkommen verhindert wurde. Dies geschah in einer Zeit, in der die Sterblichkeit durch Kriegseinwirkungen und Kriegsfolgen extrem hoch war. Möglicherweise ist die Sage über seine wundersame Errettung entstanden, um die Bedeutung seines Überlebens hervorzuheben.

Willibald Alexis und die Bredow-Sagen

Willibald Alexis hat in seinem Roman „Die Hosen des Herrn von Bredow“ verschiedene Sagen verarbeitet. So lässt er z.B. im Roman die Sage erzählen, wie die Bredows ins Havelland gekommen sein sollen (S. 61 ff.) und wie sich Lippold von Bredow mit dem Teufel verbündete (S. 59 ff.). Letztere endet bei Alexis damit, dass der Teufel, als er sein Scheitern erkennt, wütend den Vertrag zerreißt, mit dem Lippold ihm seine Seele verkauft hatte.

Eine weitere Sage im Roman, die die Gründung des Klosters Lehnin thematisiert, wurde von Alexis so modifiziert, dass sie die Grundlage für die Legende liefert, wie die berühmten titelgebenden Hosen an die Bredows gelangten. In seiner Bearbeitung der Sage über die Gründung des Klosters fügte Alexis der ursprünglichen Version, die eigentlich keinen Bezug zu den Bredows aufweist, die Figur des fiktiven Wußo von Bredow hinzu, der von Alexis als „wilder Heide“ beschrieben wird (vgl. S. 135–143) und die ledernen Hosen am Ende der Sager erhält.

Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe des Romans aus dem Verlag Friedrich Rotbarth, 19. Auflage,1938.